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17. Juli 2023
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11 Minuten Lesedauer

Edge-Computing-Typen, die ihr kennen solltet

Organisationen nutzen die Cloud für skalierbare Rechen- und Speicherlösungen, um schwankende Geschäftsanforderungen zu erfüllen. Ein anderes Bereitstellungsmodell erfreut jedoch immer größerer Beliebtheit: Edge Computing. Gartner schätzt, dass bis 2025 75 % der von Unternehmen generierten Daten am Edge entstehen und dort verarbeitet werden.

Unternehmen suchen nach Möglichkeiten, neue Anwendungsfälle zu realisieren, insbesondere für künstliche Intelligenz, Automatisierung und maschinelles Lernen. Edge Computing ist dabei eine wichtige Ressource, die Latenzzeiten reduziert und die Gesamtleistung verbessert. Es ermöglicht Organisationen Innovationen in folgenden Bereichen:

  • Neue Geschäftsmodelle
  • Software-Service-Modelle
  • Einnahmequellen
  • Technologische Anwendungsfälle

Edge Computing ist jedoch nicht gleich Edge Computing. Es gibt verschiedene Arten für unterschiedliche Unternehmensstrukturen, Firmenziele und Anwendungsfälle. Hier erfahrt ihr, was ihr über die verschiedenen Edge-Computing-Typen wissen müsst, um eine für eure Organisation passende Lösung zu finden.

Kurz gesagt: Was ist Edge Computing?

Bei Edge Computing handelt es sich um ein Rechenmodell, das an oder in der Nähe der Datenquelle stattfindet. Zur Klarstellung: Der Begriff „Edge“ in „Edge Computing“ bezieht sich nicht auf eine physische Kante.

Traditionell werden die meisten Daten durch zentralisiertes Computing verarbeitet, etwa über große Cloud-Anbieter wie AWS und Microsoft Azure. Wer sich nicht im Zentrum befindet, wandelt eher am Rand des Netzwerks – daher der Begriff „Edge Computing“.

Wenn die Verarbeitung näher an den Datenquellen erfolgt, werden Dienste schneller und zuverlässiger. Organisationen profitieren auch von der Flexibilität, da Edge Computing es ihnen ermöglicht, ihre Systeme und Ressourcen über mehrere Standorte zu verteilen und zu nutzen.

Edge Computing ist heute in vielen, aber sicher nicht in allen Cloud-Umgebungen von entscheidender Bedeutung. Der Grund: Die Cloud-Infrastruktur stößt durch die Fülle an Cloud-Diensten und -Anwendungen, die sie unterstützt, oft an ihre Grenzen. Das bedeutet, dass sie möglicherweise Schwierigkeiten hat, Daten von angeschlossenen Geräten zu verarbeiten. Dies erschwert es erheblich, Erkenntnisse zu gewinnen und in Echtzeit zu reagieren. Cloud Computing hat Schwierigkeiten, mit diesen zahlreichen Diensten und Anwendungen Schritt zu halten. Das liegt an der Latenz, die oft durch die Netzwerkdistanz zur Datenquelle entsteht.

Wenn ihr also Anwendungen habt (egal ob interne oder kundenorientierte), die eine nahezu sofortige Analyse und Reaktion erfordern, ist Edge Computing die richtige Wahl für euch!

Obwohl der Großteil der Datenverarbeitung heute noch in zentralen Rechenzentren stattfindet, können mehrere Branchen von Edge Computing profitieren:

  • Industrie und Fertigung
  • Telekommunikation
  • Finanzwesen
  • Einzelhandel

Wie man Edge-Computing-Typen klassifiziert

Der Hauptgrund, warum sich die meisten Unternehmen für Edge Computing entscheiden, ist die Möglichkeit, Berechnungen näher an den Endgeräten durchzuführen. Dies verkürzt die Zeit, die zur Verarbeitung und Reaktion auf Daten benötigt wird. Edge muss in mehrere Ebenen von Zugangspunkten unterteilt werden. Einige Aufschlüsselungsmöglichkeiten sind:

  • Physischer Standort
  • Round-Trip-Latenz
  • Sicherheitsanforderungen
  • Skalierungsbedarf
  • Lagerort der Daten
  • Konnektivitätsmanagement
  • On-Premises-Anforderungen
  • Nähe zum Endnutzer
  • Echtzeitkommunikationsbedarf
  • Servicefähigkeiten

Diese Faktoren beeinfluss das Design, die Architektur und Bereitstellung für die praktische Anwendung. Es ist entscheidend, zuerst die eigenen Anforderungen zu kennen, bevor eine Aufrüstung der aktuellen Infrastruktur erfolgt.


Edge-Computing-Typen nach Technologie

Da so viele Möglichkeiten existieren, Edge-Netzwerke und -Technologien zu klassifizieren, gibt es keine eindeutige Antwort darauf, wie viele Edge-Computing-Typen existieren oder wie ihre Kategorien aussehen. Eine der einfachsten Möglichkeiten, verschiedene Typen zu unterscheiden, sind ihre Systeme und Plattformen.

Zu den gängigsten Edge-Kategorien im Technologiehinblick gehören Geräte-, Cloud-, Rechenleistung- und Sensor-Edge.

Geräte-Edge

Geräte-Edge gilt als traditionellste Edge-Computing-Form. Geräte-Edge-Netzwerke nutzen lokale Geräte zur Verteilung ihrer Rechenaufgaben. Diese Netzwerke weisen eine geringe Latenz auf, büßen aber Kapazität ein, da sie Geräte mit minimaler Leistung wie Smart-Gadgets, Telefone und Router verwenden. Mit der Zeit stellten Unternehmen Latenzprobleme bei Übertragungen über große Entfernungen zwischen ihren Colocation-Standorten fest. Deshalb setzten sie vermehrt auf Edge-Computing an den Endgeräten, um ihre Rechenprozesse näher an die Datenquelle zu bringen.

Device-Edge-Netzwerke eignen sich ideal für einfache und hochspezialisierte Anwendungen. Deshalb ist es wichtig, vor der Implementierung die Unternehmensziele und Gerätefähigkeiten genau zu kennen.

Cloud-Edge

Cloud-Edge ähnelt von allen Arten am meisten dem Cloud Computing, da es auf große Rechenzentren setzt. Beim Cloud-Edge-Computing bleiben die Zentren jedoch in der Nähe der Endnutzer, wobei speziell entwickelte Anwendungen zum Einsatz kommen. Dies ermöglicht deutliche Verbesserungen bei den Latenzzeiten – bei gleichzeitiger Beibehaltung der Kapazität konventionellen Cloud-Computings. Tatsächlich erreichen 58 % der Cloud-Edge-Nutzer Latenzen unter zehn Millisekunden. Im Vergleich schaffen das nur 29 % der traditionellen Cloud-Rechenzentren – eine erhebliche Reduzierung, die in bestimmten Branchen eine entscheidende Rolle spielt.

Aufgrund höherer Kosten und begrenzter Verfügbarkeit eignet sich Cloud-Edge am besten für Großunternehmen mit hohem Datenaufkommen und Infrastruktur in der Nähe.

Compute-Edge

Compute-Edge stellen einen Kompromiss zwischen dem Geräte- und dem Cloud-Edge dar. Dabei kommen kleine, zweckgebundene Maschinen zur Aufgabenverteilung zum Einsatz, ebenso wie Micro-Rechenzentren (MDCs) für erweiterte Fähigkeiten.

MDCs haben üblicherweise eine Größe zwischen 50 und 400 kWh auf einige Racks verteilt. Aufgrund ihres modularen Aufbaus sind sie skalierbarer und anpassungsfähiger als traditionelle Zentren. Dadurch agieren diese Systeme flexibler, benötigen weniger Platz und bieten mehr Leistung als herkömmliche Edge-Geräte.

Compute-Edge eignet sich am besten für Unternehmen, die über keinen Zugang zu Rechenzentren in der Nähe verfügen, gleichzeitig aber vielfältige Edge-Computing-Anforderungen haben. MDCs kosten zwar mehr als Edge-Netzwerke an Endgeräten, decken aber auch ein breiteres Spektrum an Anwendungsfällen ab.

Sensor-Edge

Der Aufstieg des Internets der Dinge (IoT) und der Automatisierung hat dazu geführt, dass Organisationen Netzwerke so nah wie möglich an den Datenquellen einzusetzen müssen, um die Latenzzeit zu minimieren. Aufgrund ihrer Nähe zu den Daten können sie grundlegende Berechnungen mithilfe von Sensoren durchführen.

IoT-Endpunkte dienen als Datenerfassungspunkte. Sensor-Computing ermöglicht es Organisationen, einen Teil ihrer Analyseprozesse an die Endpunkte zu verlagern. Das reduziert die Latenzzeit und steigert die Leistung. Die Berechnungen sind jedoch weniger komplex, da die Endpunkte nur über wenig Hardware verfügen.

Sensor-Edge bietet die niedrigsten Latenzzeiten, aber auch die geringste Rechenleistung. Es eignet sich ideal für gerätespezifische und einfache Aufgaben.

(Erfahrt, wie ihr IoT überwachen könnt.)

Edge-Typen nach Standort

Der physische Ausführungsort gilt als weitere gängige Methode zur Klassifizierung von Edge-Typen. Diese können zwar zu jeder der technologiebasierten Kategorien gehören (oder sogar eine Mischung aus ihnen sein), aber die Art und Weise, wie sie Aufgaben in verschiedenen Bereichen bewältigen, unterscheidet sie.

Enterprise-Edge

Viele Organisationen nutzen Edge-Computing, um Aufgaben über mehrere Standorte und Niederlassungen hinweg zu erledigen. Enterprise-Edge hilft bei der Verteilung von Rechenaufgaben durch eine Kombination aus Compute-Edge-Setups und Geräten, um alle verfügbaren Ressourcen effektiv zu nutzen.

Enterprise-Edge ist flexibel genug für die Anpassung an verteilte Rechenressourcen und sich ändernde Anforderungen. Es eignet sich am besten für große Unternehmen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, aber begrenzter standortspezifischer Spezialisierung.

Branch-Edge

Bei Branch-Edge-Netzwerken handelt es sich um Edge-Netzwerke, die speziell auf jede Firmenniederlassung zugeschnitten sind. Sie werden auch als Edge-Systeme für lokale Netze bezeichnet und bieten spezifische Lösungen mit niedriger Latenz. Sie sind auf die Ziele, Herausforderungen und Bedürfnisse der einzelnen Niederlassungen abgestimmt. Sie eignen sich am besten für Unternehmen mit standortspezifischen Abläufen und mehreren Niederlassungen.

Mobile-Edge

Mobile-Edge-Computing bietet die flexibelste und dynamischste Umgebung. Die Netzwerkeinrichtung erfolgt über mobile Geräte, einschließlich Smartphones und nicht fest installierten IoT-Geräten.

Angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen Smartphones und Tablets besitzen, nutzt Mobile-Edge diese große Vielfalt an Mobilgeräten, um eine beträchtliche Verteilungs- und Rechenleistung zu erzielen. Das Ganze hat aber auch Grenzen, da mobile Geräte nicht über die Fähigkeiten traditioneller Rechenzentren und Geräte verfügen.

Mobile-Edge bietet ein effektives Netzwerk für Organisationen, die den Großteil ihrer Arbeit mit mobilen Geräten erledigen. Auch Unternehmen, deren Geschäft eher auf Reisen basiert und weniger an einem Bürogebäude hängt, können am meisten von einem Mobile-Edge-Netzwerk profitieren.

Auswahl des Edge-Computing-Typs

Angesichts der Vielzahl von heute verfügbaren Edge-Computing-Optionen kann es schwierig sein, die richtige Wahl für die Bedürfnisse eurer Firma zu treffen.

Kennt eure Ziele.

Zunächst ist es entscheidend zu verstehen, was jeder Typ bietet und wie er zu den Zielen eures Unternehmens passt. Zum Beispiel:

  • Die Compute- und Cloud-Edge-Optionen stellen Nutzern mehr Kapazität zur Verfügung.
  • Sensor- und Geräte-Edge-Implementierungen bieten höhere Geschwindigkeiten und niedrigere Kosten.

Das bedeutet, dass sich die ersten beiden besser für ressourcenintensive Prozesse und Organisationen mit vielfältigen Anforderungen eignen, während die letzten beiden für hochspezialisierte Aufgaben optimal sind.

Standort(e) berücksichtigen

Bei der Wahl des passenden Edge-Typs spielt auch der Standort eine wichtige Rolle. Für zentralisierte Unternehmen bieten sich – je nach Rechenleistungsbedarf – Branch- oder Enterprise-Edges an. Bei flexiblen Standorten und Arbeitsabläufen empfiehlt sich hingegen eine Mobile-Edge-Umgebung.

Sicherheit nicht vergessen!

Sicherheit ist ein weiterer kritischer Edge- Computing-Aspekt: 52 % der IT-Teams berichten von Schwierigkeiten, alle ihre Edge-Geräte umfassend abzusichern. Compute- und Cloud-Edges lassen sich aufgrund ihrer weniger verstreuten Natur einfacher absichern. Das macht sie zur idealen Wahl für sensible Daten und Anwendungen.

Edge für Zweigstellen eignet sich am besten für verschiedene Standorte mit unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen, während sich Enterprise-Edges für einheitliche Anforderungen über mehrere Niederlassungen hinweg eignen.

(Erfahrt, wie Sicherheitsframeworks Edge-Anwendungsfälle unterstützen können.)

Die passende Technologie für eure Anforderungen finden

Jedes Edge-Computing-Modell hat Stärken und Schwächen. Die Wahl des optimalen Modells hängt von der Firmengröße und -art ab, aber auch die Datenanforderungen und Firmenziele spielen eine Rolle. Die Branche entwickelt sich ständig weiter und ebnet den Weg für innovative Edge-Modelle und Anwendungsfälle. Mit Kenntnis der jeweiligen Vorteile und relevanten Kriterien findet ihr die optimale Lösung für eure Anforderungen und Abläufe.

 

 

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Kayly Lange is an experienced writer specializing in cybersecurity, ITSM and ITOM, software development, AI and machine learning, data analytics, and technology growth. She has written hundreds of articles, contributing to SFGate, NewsBreak, SFChronicle, BMC Software, Wisetail, and Workato. Connect with Kayly on LinkedIn for updates on her writing and professional endeavors.

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